Hallo ihr Lieben....
es wäre ja auch zu schön, wenn es einfach gut weitergehen könnte...
Ich habe in den letzten Tagen geschrieben, dass es mir gesundheitlich so gut wie lange nicht geht.
Das ist zum Glück noch immer so, aber wir haben ja alle auch noch jede Menge um uns herum, oder?
So haben wir einen erwachsenen Sohn, der seit gut drei Jahren an Depressionen leidet. Wodurch die genau hervorgerufen wurden, ob durch Drogen oder ob sie durch Beziehungsstress oder Stress im Studium ausgelöst wurden , ist uns immer noch nicht klar. Unser Sohn hat zwar einige Klinikaufenthalte hinter sich, auch Therapieversuche, aber er hat immer alles abgebrochen.
Allerdings hat er sich ein "Souvenir" aus der ersten Klinik mitgenommen - er hat dort eine ebenfalls unter Depressionen leidende ältere Frau kennengelernt und mit ihr eine Beziehung begonnen.
Und was für Menschen in unserer Situation durchaus gut sein kann, wenn man mit Menschen mit ähnlichen Problemen Kontakt haben, ist für Menschen mit Depressionen nicht unbedingt gut - einer von beiden ist immer schlecht drauf und zieht dann den anderen mit in sein Loch.
Jedenfalls geht diese stürmische Beziehung jetzt schon fast drei Jahre - ich weiß nicht, wieviele Tränen geflossen, wie oft die zwei sich hochdramatisch getrennt und dann wieder zusammen getan haben, ich hätte Buch führen sollen!
In den drei Jahren ist es mit unserem Sohn immer weiter bergab gegangen, er musste wieder zu Hause einziehen, weil er in seiner WG total vermüllt ist und nicht mehr in der Lage war, die einfachsten Dinge allein zu regeln. Er hatte mehrfach Suizidgedanken, deshalb ja auch die Klinikaufenthalte.
Unser Sohn hat Medizin studiert, sein absolutes Traumfach, dafür hat er auch in Kauf genommen, dass er aufgrund seines Notendurchschnitts von knapp unter 2 vier Jahre auf einen Studienplatz warten musste.
Er hat im ersten Anlauf das Physikum bestanden, was ja für viele eine große Hürde ist. Danach kam der erste Absturz.
Ich weiß, dass er schon lange gekifft hat, aber es ist sehr schwer, dagegen als Eltern was zu machen. Leider gehört unser Sohn zu den Menschen, denen diese angeblich weiche und harmlose Droge nicht bekommt. Zwar ist er nicht auf härtere Drogen umgestiegen, aber das Kiffen hat definitiv schlimme Auswirkungen auf ihn , und da er behandlungsresistenz ist, ändert sich auch daran nichts.
Jetzt hat er vor kurzem sein Medizinstudium abgebrochen, nachdem er schon mehrere Semester nicht in der Lage war, regelmäßig an den Vorlesungen und Seminaren teilzunehmen. Eigentlich hatte er jetzt vor, ein neues Studium aufzunehmen ( Biochemie), und bisher habe ich mich auch - eigentlich gegen den Wunsch meines Mannes - für ihn eingesetzt und wollte ihm nach Kräften dabei helfen, wieder auf Spur zu kommen, ihm ins Leben zurück zu helfen.
Nachdem dann aber gestern klar wurde, dass er schon seit zwei Monaten wieder Kontakt zu seiner "großen Liebe" hat, glaube ich nicht mehr daran, dass er jemals einen Beruf erlernen wird, da er von ihr keinerlei Unterstützung bekommt.
Bisher zahlen wir unserem dreißigjährigen Sohn ein Taschengeld, er bekommt von uns Unterkunft und Essen, die Krankenversicherung zahlen wir natürlich auch.... er öffnet ja noch nicht mal die Post, die ihm zugeschickt wird und reagiert nicht auf Schreiben von der Krankenversicherung oder anderen Ämtern.
Ich glaube, ich muss mich der Tatsache stellen, dass sich nie was ändern wird. Es ist so schwer, sein Kind, egal wie alt es ist, so abrutschen zu sehen. Aber ich denke, wir haben alles gemacht, um ihm zu helfen und wir sind gescheitert.
Es tut so weh.
Ich schreibe das jetzt, weil ich einfach mit irgendjemandem mein Leid teilen muss.
Depressionen sind Krankheiten wie andere. Aber wie jede Krankheit muss sie behandelt werden, von allein geht sie in den wenigsten Fällen weg. Und wenn der erkrankte nicht bereit ist, eine Therapie zu machen, kann auch Elternliebe nicht helfen, das musste ich jetzt einsehen.....
Ich würde die neue Woche lieber mit einem schöneren Thema beginnen .... aber das Leben ist kein Ponyhof, oder??
Liebe traurige Grüße
Bernhardine