Inkontinenz Forum

Erfahrungsaustausch ✓ | Interessenvertretung ✓ | Information ✓ | Beratung ✓ ► Austausch im Inkontinenz Forum.

Neueste Forenbeiträge

Mehr »

Login

Registrierung

Noch kein Benutzerkonto? Jetzt kostenfrei registrieren

(Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern)

 

Haben Behinderte Sex?

29 Apr 2005 10:46 #1 von matti
Hallo,

aufgrund eine aktuellen Diskusion möchte ich einmal die Frage stellen:

Haben Behinderte Sex?

Diese Frage kann einen Nichtbehinderten in Verlegenheit bringen. Für Irritation sorgt nicht allein die Unkenntnis über die Lebensbedingungen von Behinderten, sondern die Vorstellung von Körpern, die nach den gängigen Schönheitsidealen alles andere als erotisch gelten.
Sex findet zwischen Menschen mit strammen Brüsten, knackigem Po, breiten, muskulösen Schultern und Waschbrettbauch statt.

Ein Buckel, unkoordinierte Motorik oder deformierte Gliedmassen liegen soweit außerhalb der ästhetischen Normen, dass sich jede Verbindung mit Erotik verbietet. ( in vielen Köpfen, nicht in meinem ! )

Natürlich haben Behinderte Sex.
Warum auch nicht, denn eine körperliche oder geistige Behinderung bedeutet schließlich nicht, dass generelle menschliche Bedürfnisse nicht mehr vorhanden sind. Sexualität begrenzt sich genauer betrachtet nicht nur auf den genitalen Bereich, sondern muss weiträumig gesehen werden.

Würde mich freuen, wenn zu diesem Thema eine lebhafte Diskusion entstehen würde.

Gruß

Matti

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

29 Apr 2005 11:52 #2 von eckhard11 ✝
Mahlzeit, Matti,

dies ist eine Frage, bei welcher erst einmal Hintergrundinformationen geklärt sein müssen.

Allerdings ist mir die Fragestellung zu profan, denn daß Behinderte Sex haben, steht außer Zweifel fest.

Jemand, dem ein Unterarm fehlt oder der - wie in unseren Fällen - eine Inkontinenz gleich welcher Art hat, ist ein "Behinderter", aber ich nehme an, Du meinst Du eher Spastiker oder Querschnittgelähmte, bei denen die Vorstellung eines Geschlechtsaktes oder einer Selbstbefriedigung außerhalb der "gültigen Vorstellungen von Nichtbehinderten" liegen werden.

Gar nicht einfach zu beantworten, diese Frage, weil hier viele Komponenten einfließen werden bzw. einfließen müssen.

Einiges kann nur philosophisch oder rein akademisch ausgedrückt werden.
Bei anderen Situationen wird sicherlich die rechtliche Lage zu bedenken sein ( Unzucht mit Abhängigen usw ) .

Ich werde darüber nachdenken.

Bis dahin leg ich mich wieder hin :sleep:
Eckhard

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

23 Jan 2006 01:24 #3 von Annilight
Ich komm zwar bisschen spät mit meiner Antwort, aber ich bin erst heute zufällig hier reingerutscht.

@ Matti
Die Frage kann man wohl nicht ganz klar mit Ja oder Nein beantworten.
Aber als positives Beispiel, nämlich das Behinderte Beziehungen haben und auch Sex,
kann ich euch mal die Seite
http://www.2sames.de
vorstellen.

Viele Menschen mit Behinderungen haben da aber auch so ihre Probleme, von denen man als Beispiel einiges auf
der Seite
http://www.wiend.at
lesen kann.

>>>Natürlich haben Behinderte Sex.
>>>Warum auch nicht, denn eine körperliche oder geistige Behinderung bedeutet schließlich nicht, dass generelle
>>>menschliche Bedürfnisse nicht mehr vorhanden sind. Sexualität begrenzt sich genauer betrachtet nicht nur auf den >>>genitalen Bereich, sondern muss weiträumig gesehen werden.

Da kann ich dir nur zustimmen.
Du hättest deine Fragen vielleicht ein wenig detailierter stellen sollen, um entsprechende Antworten oder Beiträge zu bekommen.
Zum Beispiel: Was ist Sexualität? Wo fängt Sexualität an? Welche Formen und Aspekte beinhaltet sie?

Sexuelle Gefühle und Wünsche machen weder vor einer körperlichen noch vor einer geistigen Behinderung halt.
Ein Querschnittgelähmter wird seine sexuelle Befriedigung in anderer Weise suchen als ein Spastiker.
Und ein geistig Behinderter hat vielleicht wieder ganz andere Vorstellungen und Wünsche.

Vielleicht bringt die Frage "Haben Behinderte Sex?" den ein oder anderen Nichtbehinderten in Verlegenheit.
Umgekehrt scheint es aber nicht viel besser zu sein.

Nichtbehinderte können es sich vielleicht nicht vorstellen, ....eben aus mangelndem Umgang mit Behinderten oder aus Unkenntnis über die einzelnen Arten der Behinderung und deren Einschränkungen und Möglichkeiten usw.

Worans bei den Menschen mit Behinderungen liegt, lasse ich mal offen, das können die viel besser selbst beantworten, denk ich mal.

Aber ich bin der Meinung, wenn sich die Leute näher kennenlernen und der "gewisse Funke" überspringt, dann ist die Behinderung oft nur noch Nebensache.


Was Sex bei Menschen mit geistigen Behinderungen angeht, da wird die Angelegenheit sicher ein wenig kompliziert, denn da
kommen Fragen auf :
Wo beginnt eine geistige Behinderung? Wie begreift ein geistig Behinderter Sexualität?
Wie siehts rechtlich aus? ...mir fällt da Missbrauch als Beispiel ein usw...., wie Eckhard es bereits angedeutet hat.

Das mal so als Ansatz, da du deine Frage, soooo allgemein gestellt hast, fällt das Antworten schwer, denn dazu könnte man Romane schreiben.

Vielleicht stellst du deine Frage noch mal neu, oder formulierst noch mal neu in welche Richtung deine Gedanken gehen?!


@Eckhard
..du denkst jetzt schon ziemlich lange drüber nach. ;o) ???!!! ;o))

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

23 Jan 2006 10:57 - 28 Jan 2006 22:50 #4 von eckhard11 ✝
Jau, jau, annilight,

ich gebe zu, ich habe viel zu lange nachgedacht......
( Ich habe diesen Beitrag ganz einfach vergessen )

Hinsichtlich Deiner Fragen: `Was ist Sexualität ? Wo fängt Sexualität an ?`
will ich einmal so antworten :
Sexualität an sich gibt es nicht. Dieses Wort ist ein Kunstwort und umschreibt die Gefühle und deren Probleme
sowie die Ausführung des Geschlechtsaktes beim Homo sapiens. Und zwar nur beim Homo sapiens !

Profan gesagt ist die Sexualität gleichzusetzen mit dem Geschlechtstrieb, welchem alle Lebewesen auf unserer Welt unterliegen.
Letzten Endes geht es ausschliesslich um die Weitergabe der eigenen Gene.

Und dieser Trieb ist allen Lebewesen eigen, Menschen, Bäumen, Insekten, Fischen, sogar den katholischen Pfarrern.

Warum also sollte dieser Trieb ausgerechnet den Behinderten abhanden gekommen sein ?
Was spricht dagegen, dass auch körperlich Schwerbehinderte eine entsprechende Tätigkeit ausführen, sogar dann, wenn ihnen dabei geholfen werden muss.
Ich gebe zu, es ist nicht jedermanns Sache, z.B. einem Spastiker durch eine Masturbation zu helfen, seinen Drang zu lindern, aber ein Anrecht hat natürlich auch dieser auf die Abgabe seiner Gene.
Gleiches gilt selbstverständlich auch für behinderte Frauen !!

Die Natur hat den Orgasmus nicht deswegen eingerichtet, weil er so schön juckt, sondern er juckt eben deshalb so angenehm, damit wir dieser Tätigkeit häufig nachgehen, um ein Aussterben unserer Rasse zu verhindern.

Daher hat jedes Lebewesen ein Anrecht darauf, körperlich sexuell tätig zu sein !
Bei uns, der "Krone der Schöpfung", wird da viel zu viel hineininterpretiert.

Ich will einmal versuchen, es so zu formulieren, wie ich es sehe :
( und jetzt spreche ich nur von den Menschen )

Alle Erfindungen, jede Weiterentwicklung, jeder schulische Abschluss hat letzten Endes seine Ursache in diesem Geschlechtstrieb.
Um sich von anderen abzuheben und einer Partnerin dadurch mitzuteilen : "Sieh her, ich bin derjenige, dessen Gene die Beste ist...",
werden von den Männern riesige Autos gekauft, teuerste Häuser gebaut, Wahnsinnsbeträge für Uhren und Schmuck ausgegeben.
Ein teures Outfit ist dabei genauso hilfreich wie eine geschliffene Sprache und säuselnde Komplimente. ( Ich muss gestehen, auch ich gehöre zu dieser Spezies, hi, hi.... )

Bei den Frauen ist es nicht anders.
Sie lassen sich die Brüste vergrössern und die Lippen aufplustern und rot schminken, damit es so aussieht, als hätten sie ihre Schamlippen im Kopf. Faltenlose Haut ( selbst im Alter. Jugendwahn !! ) und teuerste Kleidung sollen die sogenannten Alpha- Männchen auf sie aufmerksam machen :
`Ich bin es, die am Besten geeignet ist, Deine Gene aufzunehmen !!`

Das ganze andere Drumherum, was uns diese Blase
von "Sexualwissenschaftlern" in die Birne hauen will, ist doch alles nur blabla, um unserer Lüsternheit einen akademischen Anstrich zu geben.
Monogamie ist doch nicht natürlich und wurde uns eingetrichtert.
( Warum versucht denn jeder Mann, möglichst jede Frau zu vögeln ?
Warum gibt es wohl Puffs und sowohl männliche als auch weibliche Prostitution ? )

Und genau diese Lüsternheit gestehe ich auch jedem Behinderten zu.

Ich möchte ausdrücklich klarstellen, dass ich schon für gewisse Normen
innerhalb unserer Gesellschaft bin, sonst wäre ein friedliches Nebeneinanderleben wohl nicht möglich.


Ich hoffe aber, ( und sicherlich vergebens ), dass sich unsere Gesellschaft irgendwann einmal von den verkrusteten und unnormalen Normen hinsichtlich löst und alle Menschen so sieht, wie sie sind, nämlich als Geschöpfe, welche alle einer naturbedingten Zwangsmassnahme unterliegen.

Anders kann ich es nicht ausdrücken, annilight.

Wie dies aber umgesetzt werden kann, ohne dass diese "bessere" Gesellschaft aufjault und ihre Pfründe verlieren sieht, kann ich auch nicht sagen......
( Dabei hat sie gar nichts zu verlieren, sie soll nur etwas abgeben, was ihr eh´ über ist )

So, und jetzt dürft ihr mir etwas auf´s Maul hauen.
( Aber Vorsicht, ich haue zurück, hi, hi )

Gruss
Eckhard

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

28 Jan 2006 21:27 #5 von Annilight
hey, eckhard,
thx, für deinen Beitrag.
kann dir im Großen und Ganzen nur zustimmen.
Mir gings aber nicht so sehr darum grundsätzliche Fragen beantwortet zu bekommen, sondern darum, die Diskussion ein wenig zu beleben.
Klar, der Geschlechtstrieb ist bei allen Menschen vorhanden.

Ich habe den Beitrag von Matti schon mal an anderer Stelle gelesen, siehe: http://www.mebb.de/d ­geschichten/besex1.htm.
und da Matti, bei dem Absatz: >>>Natürlich haben Behinderte Sex.
Warum auch nicht, denn eine körperliche oder geistige Behinderung bedeutet schließlich nicht, dass generelle menschliche Bedürfnisse nicht mehr vorhanden sind. <<<
aufgehört hat, denke ich mal, dass ihm gerade der letzte Satz besonders am Herzen lag.

Sexualität beinhaltet ja nicht nur den Fortpflanzungstrieb- oder -akt, sondern auch ne gehörige Portion Erotik, oder wie du es beschreibst: Lüsternheit.
Ein Querschnittgelähmter wird wohl Schwierigkeiten haben, diese im genitalen Bereich zu fühlen oder auszuleben.
Ebenfalls viele andere, die durch Medikamente oder Krankheiten an Erektionsstörungen leiden.
Also denke ich mal, dass er mit dem Satz : >>> Sexualität begrenzt sich genauer betrachtet nicht nur auf den genitalen Bereich, sondern muss weiträumig gesehen werden<<< auf etwas anderes hinaus wollte. Nämlich, dass Sexualität schon im Kopf beginnt (menschliches Denken, was uns von der Tieren unterscheidet) und dass der Mensch auch andere erogene Zonen hat, außer der unter der Gürtellinie.

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

28 Jan 2006 23:32 #6 von eckhard11 ✝
Hier bin ich anderer Meinung, Anni,

Sexualität an sich begrenzt sich auf den genitalen Bereich und bedeutet ausschliesslich den Fortpflanzungstrieb.
Und zwar bei allen Lebewesen.
Es ist genau dieser Überlebenstrieb, welcher die gesamte Flora und Fauna beherrscht und überleben lässt.
Genau deswegen hat die Natur uns mit den Geschlechtsorganen und dem Empfinden des Orgasmus ausgestattet.
Die Beherrschung dieses Triebes ist nur auf die denkende Spezies beschränkt, nämlich auf den Homo sapiens.
( Wobei ich den Ausdruck "Beherrschung" rein akademisch meine )

Alles andere wird m. E. nach mit dem Wort "Erotik" bezeichnet.

Selbstverständlich fängt diese Erotik im Kopf an und wandert von dort aus über unsere Nervenbahnen an bestimmte
und unbestimmte Stellen in unserem Körper.
Natürlich hat der Mensch auch andere erogene Stellen als nur die Genitalien.
Diese Stellen zu finden und dann zu verwöhnen ist ja das Schöne an der Erotik.
Aber letzten Endes läuft auch dieses "Vorspiel" nur darauf hinaus, eine Vereinigung zum Zwecke des Orgasmus und der Weitergabe der Gene herbeizuführen.
Und genauso selbstverständlich wird dann aus der Erotik ein kolossaler Trieb, welcher uns im Moment des Orgasmus
alles andere vergessen lässt.

Natürlich findet dies letztlich im Kopf statt.
Aber ohne Schwanz und Vagina ist das alles eben doch nur eine halbe Sache.
Niemand, niemand auf der Welt kann mir erzählen, dass ein Partner, der von einem anderen Partner so richtig
schön heiss gemacht worden ist, ( über die anderen erogenen Zonen ausser unterhalb der Gürtellinie, hi, hi ),
mit Freude zustimmen würde, wenn dieser andere Partner, so kurz vor dem Eindringen, sagen würde :
"Ich höre jetzt auf. Ich wollte nur ein bisschen Erotik erleben."

Ich wünsche ein aufregendes Wochenende,
während ich mich wieder hinlege :sleep:
Eckhard

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

29 Jan 2006 01:12 #7 von matti
Hallo Eckhard,

na, dass sind ja kühne Thesen. Was du beschreibst ist in der Regel (und hier ist nicht die Monatsblutung gemeint hi,hi) die Sexualität bei Nichtbehinderten.

Die Fragestellung bezog sich aber auf die Sexualität bei bzw. von Behinderten.
Hier muss oftmals zwangläufig nach "alternativen Stimulationen" bzw. Praktiken zum erreichen eines Orgasmus gesucht werden. Und glaube mir selbst ohne Empfindung im Genitalbereich kannst du wunderschöne Orgasmen und eine befriedigende Sexualität erleben.

Bei Blinden wird häufig von sehr ausgeprägten Wahrnehmungen der Sensibilität berichtet. Der Körper findet einen Weg aufgrund des Ausfalls eines Sinnesorgans ein anderes besonders zu "schärfen".
Im übertragenen Sinn gilt dies auch für die Sexualität oder ihre erogenen Zonen bei Menschen mit eingeschränkter Sensibilität im Genitalbereich.

Es bedarf weder einen (funktionierenden) Penis noch eine Wahrnehmung der Frau im Genitalbereich um einen Orgasmus zu haben!

Natürlich ist die Sexualität bei Gesunden häufig auf den Geschlechtsverkehr reduziert, vor allem bei der Männerwelt.
Behinderte müssen sich oftmals einiges Einfallen lassen, Hilfsmittel einsetzen, um eine Befriedigung zu erfahren.

Ich weiß nicht ob du schon den Artikel auf unserer Homepage gelesen hast:

http://www.inkontinenz-selbsthilfe.com/ ... _frau.html

Gruß

Matti

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

Ladezeit der Seite: 0.573 Sekunden

Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

Die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. ist ein gemeinsames Anliegen vieler Menschen. Der Verein versteht sich als ein offenes Angebot. Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Den Verein bewegt, was auch seine Mitglieder antreibt: Wir möchten aktiv zur Verbesserung der krankheitsbedingten Lebensumstände beitragen.

 

Impressum        Kontakt       Datenschutzerklärung

 

 

 

Spendenkonto:
Volksbank Mittelhessen eG
Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
IBAN: DE30 5139 0000 0046 2244 00
BIC: VBMHDE5FXXX

Besucher: Sie sind nicht allein!

Heute 1177

Gestern 2070

Monat 58929

Insgesamt 9872257

Aktuell sind 116 Gäste und keine Mitglieder online

Alle Bereiche sind kostenfrei, vertraulich und unverbindlich. Wenn Du erstmalig eine Frage im Forum stellen möchtest oder auf einen Beitrag antworten willst, ist es erforderlich sich sich zuvor zu registrieren. Bitte sei bei der Auswahl deines Benutzernamens etwas einfallsreich. Häufig verwendete Vornamen sind normalerweise schon vergeben und jeder Name kann nur einmal vergeben werden. Achte auf korrekte Eingaben bei Passwort, Passwortwiederholung und existierender Mailadresse! (Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern!)

Jetzt kostenfrei registrieren

Anmelden