Hallo,
ein gutes Thema, wenn auch die etwas "panikartige" Reaktion, mir etwas übertrieben scheint.
Wir leben quasi in einer Welt aus Polymeren, auch wenn sie natürlich nicht darin vorkommen. PVC ist dabei nicht das Grundproblem, sondern die Weichmacher in Form von DEHP-haltigen Endprodukten.
DEHP befindet sich beispielsweise in der Isolierung von Kabeln und Drähten, Schläuchen, Platten, Folien, Wand- und Dachverkleidungen sowie Bodenbeläge, Ummantelungen und Kunstleder (Autositze, Möbel), Schuhe und Boote, Freizeit- und Regenbekleidung, Pasten für Dichtung und Isolierung und Plastisole, z. B. als Automobilunterbodenschutz, Spielzeug und Kinderpflegeartikel (Schnuller, Zahnungsringe, Quietschspielzeug, Nestchen für Babybetten etc.), Trägersubstanz für Duftstoffe, Körperpflegemittel und Haarsprays und eben auch manchen Medizinprodukten.
Die Aufnahmewege für den Menschen sind kontaminierte Nahrungsmittel (Hauptanteil der Gesamtaufnahme), Inhalation, Trinkwasser, Muttermilch, und der Hautkontakt mit Kosmetika oder Thermalpapier (bis zu 15 % der Gesamtexposition, enthalten z.B. in Rechnungen, Parktickets, Eintrittskarten etc.) in denen Phthalate in besonders leicht löslicher Form vorliegen und über die Haut aufgenommen werden können.
In der Literatur wird als NOAEL (non observed adverse effect level = nicht beobachtetes nachteiliges Wirkungsniveau ) ein Wert von 3,7 mg DEHP/ kg Körpergewicht/Tag angegeben. Bei einem erwachsenem Menschen mit 75 Kilogramm wären dies 277 mg/Tag.
Das in medizinischen Geräten eingesetzte PVC stellt einen sehr geringen Anteil der jährlich hergestellten Gesamtmenge von PVC dar. Dennoch ist die Verwendung von weichmacherhaltigem PVC in einer Vielzahl von medizinischen Geräten aus zahlreichen Gründen von großer Bedeutung:
- Flexibilität in zahlreichen physischen Formen von Schläuchen bis hin zu Membranen
- Chemische Stabilität und Sterilisationsfähigkeit
- Geringe Kosten und hohe Verfügbarkeit
Gesundheitliche Bedenken in Bezug auf Weichmacher aus Phthalaten sind derzeit Thema zahlreicher Debatten in den Medien, der Gesetzgebung und in wissenschaftlichen Kreisen. Wissenschaft und Industrie arbeiten seit Langem kontinuierlich zusammen, um sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen und notwendige Untersuchungen durchzuführen.
Deshalb gehören Phthalate heute zu den am meisten erforschten und am besten verstandenen Chemikalien.
Es besteht Einigkeit darüber, dass die Verwendung von DEHP als Weichmacher problematisch ist. Wissenschaftliche Kommissionen auf der ganzen Welt empfehlen die Beschränkung seines Einsatzes.
Darüber hinaus sind heute zahlreiche Alternativen verfügbar, wie die Verwendung anderer Weichmacher für PVC oder völlig anderer, PVC-freier Materialien.
Ich habe einmal kurz recherchiert und auf die Schnelle folgende Produkte gefunden die DEHP frei sind.
B.Braun Melsungen:
Actreen Serie = DEHP-, PVC- und latexfrei
Coloplast:
SpeediCath = Herstellungsmaterial ist Polyurethanm, PVC mit den Zusatzstoffen DEHP und DBP, wobei deren Anteil nach den Angaben des Herstellers mit unter 0,1% angegeben ist. Man nimmt durch die Entgegennahme des Kassenbons im Supermarkt mehr auf.
Manfred Sauer:
IQ-Cath = PVC (DEHP-frei)
Wellspect HealthCare:
LoFric In den Variationen = PVC oder PU (POBE), LoFric Origo, LoFric Sense = Ohne PVC, Phthalate und Latex.
Da mich dieses Thema sehr interessiert, bleibe ich einmal dran und werde weitere Firmen und deren Produkte recherchieren.
Gruß
Matti