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Diskussion: Aktive/Passive Sterbehilfe in Deutschland

12 Mär 2007 12:19 #1 von Struppi
Hallo Forenteilnehmer!

In Bezug auf: Sabine Christiansen - Sendung vom 11-03-2007 ARD

Mich würde bezüglich der oben genannten Sendung vom gestrigen Abend mal Eure Meinung interessieren. Die gute Frau Christiansen hatte mit einigen geladenen Gästen (u.a. der Geschäftsführer von "Dignitas") die Frage nach aktiver/passiver Sterbehilfe in Deutschland diskutiert.

Wie ist Eure Meinung zu diesem - wie ich finde - hochbrisanten Thema?!

Habt Ihr eine Patientenverfügung - und wenn - wie ist diese abgefasst? Soll das Leben auf jedem erdenklichen Weg verlängert und erhalten werden oder soll ein Sterben "in Würde" (was immer das heißen mag) erfolgen?


Meine Meinung:

Die Entwicklung, welche die aktive Sterbehilfe in unseren Nachbarländern Schweiz und Holland genommen hat, macht mir Angst. Dort sind Dämme niedergerissen worden, die jetzt nicht mehr zu flicken sind. Es geschehen dort - insbes. in den Niederlanden - Euthanasien, die nicht mehr weit von dem entfernt ist, was wir bereits im Dritten Reich praktiziert haben. Die medizinische Abwägung, ob ein Leben "wertvoll" ist oder nicht.

Mir sind - selbst und nicht über Dritte oder Hörensagen - zwei Fälle bekannt, die mich erschaudern lassen:

1.
Eine Familie in Holland bittet den behandelnden Arzt, die Euthanasie bei der dementen Mutter (der natürl. Sterbeprozess war bereits eingetreten) des Familienvaters doch nun möglichst zügig in die Wege zu leiten - man wolle in den Urlaub fahren... - mein Gott, es kann doch nicht sein, dass die Urlaubsplanung "mal eben" die Tötung eines lästigen Familienmitgliedes beinhalten kann???!!! - da hätten sie die alte Frau auch gleich mit einem Schild um den Hals an einer Autobahnraststätte aussetzen können!

2.
Eine Frau, die lange Zeit in den Niederlanden als Krankenschwester gearbeitet hat (sichere Quelle) berichtete mir ebenfalls von Tötungen (nichts anderes ist es) von Säuglingen (!), die mit einer Spina bifida auf die Welt gekommen waren. Was hat das noch mit einem selbstbestimmten Lebensende zu tun? Das ist selektive Tötung!!!


Ich selbst habe eine Patientenverfügung mit Vorsorgevollmacht abgefasst und hoffe, sollte dieser Zeitpunkt kommen, dass die Ärzte sich an meine Anweisungen halten.

Ich wünsche mir eine adäquate Schmerztherapie, das Zulassen des natürlichen Sterbeprozesses ohne den Einsatz von Gerätemedizin (wenn eine weitere Therapierung unsinnig oder nur leidensverlängernd ist) und ich verbitte mir ausdrücklich das Legen einer PEG (Magensonde), nur den Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes (wenn nötig auch per Infusion) gestatte ich.

Diese Verfügung ist daran gebunden, dass ein Zustand eintritt, in dem ich keine Aussicht habe, dass eine Gesundung und/oder ein selbstbestimmtes Leben je wieder möglich sein wird. Im Falle eines Unfalles wünsche ich selbstverständlich, dass um mein Leben gekämpft wird.

Ich möchte auf gar keinen Fall, dass ein Arzt bestimmt, ob mein Leben noch einen Sinn hat - und dann einfach aus Kostengründen die Geräte abschaltet, die mich am Leben erhalten, oder mir eine letale Dosis verabreicht.

Ich bin dafür, dass das Sterben in unserer Gesellschaft wieder bewusst gemacht werden muss. Wir sterben anonym, weggesperrt, klinisch, hygienisch und unkompliziert in einer Einrichtung (Krankenhäuser, Altenheime etc.). Das Sterben ist institutionalisiert worden, kaum jemand darf heute noch im Kreise seiner Lieben im eigenen Bett sterben.

Wir haben heute die medizinischen Mittel, Sterbenden die Angst und Schmerzen zu nehmen. Ich habe mich daher für ein "natürliches" Sterben entschlossen (notfalls auch in einem Hospiz) - weder ich noch ein Arzt sollte darin eingreifen. Ich möchte nur nicht alleine sein - und genau das passiert so vielen... Ich habe in einem großen norddeutschen Krankenhaus (damals selbst schwer krank) zwei Sterbenden im Abstand einiger Wochen beigestanden, weil das Personal einfach nicht die Zeit hatte, diesen Menschen in ihren letzten Lebensminuten kurz die Hand zu halten und für sie da zu sein - Nur Präsenz, ein Minimum an Körperkontakt und leichtes Zureden, mehr war doch gar nicht nötig...

Sterben müssen wir alle mal, die Frage ist nur: Wie, wo und wann!?


Ich bin behindert und in den Augen vieler mit Sicherheit auch eine Belastung für die Gesellschaft. Unter rein soziologisch-ökonomischer Betrachtungsweise stimmt das vielleicht auch, denn ich koste die Gesellschaft täglich sehr viel Geld. Aber ich bin auch ein Mensch! Ich lebe sehr gerne, auch dieses Leben, dass mir zugedacht war.

Vielleicht sollten wir die Zivilisiertheit unserer Gesellschaft nicht länger an dem Umgang mit unseren Gefangenen festmachen, sondern daran, wie wir mit alten, kranken und behinderten Menschen umgehen!

Grüße

Hannes

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12 Mär 2007 18:02 #2 von Günni
Hallo Hannes,

ich habe leider die Sendung nicht gesehen, aber ich stimme mit Deiner Meinung voll überein. Dazu bin ich katholisch erzogen worden!

Zitat: Euthanasien, die nicht mehr weit von dem entfernt ist, was wir bereits im Dritten Reich praktiziert haben.

Das lässt mich genau so wie Dich erschaudern!

Also ich sehe es genau wie Du. Schlimme Zeit das Dritte Reich, grauenvoll!!


:twisted:

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13 Mär 2007 19:08 #3 von Struppi
Hallo Günni!

Vielen Dank, dass zumindest Duauf diesen Thread reagiert hast. Angesehen haben ihn ja rel. viele, geantwortet... naja.

Ich weiß nicht, ob meine Erwartungshaltung zu groß war oder der Text bzw. die Überschrift falsch formuliert sind... dennoch hatte ich irgendwie gehofft, eine etwas größere Reaktion zu bekommen.

Dieses Thema liegt mir (aus mehreren persönlichen Gründen) sehr am Herzen, ich engagiere mich nebenbei in der Hospizbewegung.

Schade, aber vielleicht kommt ja noch was.

Es grüßt alle (ein etwas geknickter)

Hannes

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13 Mär 2007 19:27 #4 von matti
Hallo Struppi,

geduld, geduld, ich werde dir auf jeden Fall noch antworten. Da es sich bei diesem Thema aber um kein Thema handelt, welches ich mit 08/15 Kommentaren beantworten möchte, bedarf es etwas Zeit.

Das Thema ist richtig und wichtig und gehört auf jeden Fall auf eine Seite wie unsere.

Gruß

Matti

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13 Mär 2007 19:45 #5 von Birgit
Hallo Struppi! :D

Ich habe mich mit diesem Thema selbst schon auseinandergesetzt, aber leider die Sendung nicht gesehen! Bis vor 4 Jahren habe ich bei einer Rechtsanwältin gearbeitet und gelegentlich haben wir auch für unsere Mandanten Patientenverfügungen aufgesetzt. Das alles ist rechtlich sehr schwierig und sollte mit einem Anwalt auf Richtigkeit überprüft werden. Ursprünglich wollte ich selbst eine Patientenverfügung aufsetzen, habe es aber bis heute noch nicht gemacht. Seit dem ich vor 2 Jahren die Diagnose MS bekam, habe ich wieder darüber nachgedacht und dieses mit meinem jetzigen Ehemann besprochen. Ich für mich habe meinen Mann gebeten, sollte der Moment kommen, dass das Weiterleben zur Qual wird, mit mir nach Holland oder die Schweiz zu fahren, um in Würde zu sterben. Nichts anderes wünsche ich mir!

Sei herzlichst gegrüsst
Birgit

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13 Mär 2007 20:28 #6 von Struppi
Hallo Birgit
hallo Matti,

@ Matti:
Ich wußte, ich bin mal wieder zu vorschnell (kleiner Hektiker), ich entschuldige mich für meine Ungeduld :oops: und freue mich auf eine ausführliche Antwort. Danke.


@ Birgit:
danke für Deine offene Antwort.

Ich habe mich selbst lange und ausgiebig mit dem Thema der Patientenverfügung auseinandergesetzt - selbstverständlich auch mit Hilfe von Ärzten, Rechtsanwälten und Notaren. Die Erfahrung in der Praxis zeigte inzwischen, dass die notariell beglaubigte Form der Patientenverfügung "sicherer" (wenn aus rechtl. Sicht bislang unnötig) ist - viele Ärzte haben bis heute ein Problem damit, rein handschriftlich verfasste Patientenverfügungen anzuerkennen und sich nach ihnen zu richten.

Da Du Dich ja bereits ausführlich mit dem Thema beschäftigt hast, erzähle ich Dir bestimmt nichts neues, möchte es aber trotzdem für jene erwähnen, die es vielleicht noch nicht wissen: Es ist wichtig, eine Vorsorgevollmacht an die Patientenverfügung dran zu hängen. - Diese Vorsorgevollmacht stellt sicher, dass ein von Euch eingesetzter Bevollmächtigter vollumfängliche rechtliche Entscheidungsbefugnis hat, wenn Ihr dazu nicht (mehr) in der Lage seid.

Aus meinen Erfahrungen in der Hospizbewegung heraus kann ich Dir nur von einer Reise nach Holland abraten - die Schweiz wäre der geeignetere Weg. Der Verwaltungsaufwand bei Ausländern ist in Holland enorm, es gab Patienten, die vor Ende des Verwaltungs-/Behörden-Hickhacks an ihren Erkrankungen verstarben. Außerdem habe ich davon gehört, dass niederländische Ärzte die Euthanasie (bei wohlgemerkt klarer Diagnose) verweigerten. Ähnliches ist mir aus der Schweiz nicht bekannt.

Ebenso sei in diesem Zusammenhang auch zur Vorsicht bei Unternehmen wie "Dignitas" geraten. Es kann mir viel erzählt werden, doch wenn für die Hilfe zum Suizid eine "Verwaltungs"-Gebühr von € 3.500 - 4.000 anfällt, dann kommt bei mir doch ein verstärktes Misstrauen zum Zuge.

Grüße

Hannes

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14 Mär 2007 10:38 #7 von matti
Hallo,

ich habe mir nun einige Gedanken zu diesem Thema gemacht. Was ist lebenswert, was nicht? Diese Frage kann wohl kein Aussenstehender beantworten, diese Frage muss ein jeder für sich selbst beantworten.

Ich sehe in manchen Fällen die Gefahr, dass nicht die Krankheit, sondern die mangelnde Auseinandersetzung mit der Krankheit, den Todeswunsch herbeiführen. Sicherlich gibt es Krankheitsverläufe, welche so Aussichtslos sind, dass nach heutigem medizinischen Stand eine Heilung oder Linderung ausgeschlossen ist.
Aus meiner Sicht möchte ich allerdings folgendes Unterscheiden: Die Qual das Leben weiterzuführen, weil körperliche Ursachen ein menschenwürdiges Leben für den Betroffenen unmöglich erscheinen lassen und die Qual, welche durch die mangelnde Kompension psychischer Faktoren, welche Folge der körperlichen Ursachen sein können, entstehen.

Die meisten Menschen würden die Frage nach dem gewünschten Freitod positiv beantworten, wenn sie sich vorstellen müssten z.B. nach einem Unfall vom Hals abwärts gelähmt zu sein.

Ich habe zwei Menschen persönlich kennen gelernt, die ein solches Schicksal getroffen hat. Beide haben mir bestätigt, dass sie früher auf jeden Fall den Suizid gewünscht hätten, wenn sie sich über eine solche Behinderung Gedanken gemacht hätten. Dieser Wunsch bestand bei beiden auch direkt nach dem Ereignis und dauerte einige Monate an. Beide haben mir aber auch gesagt, dass der Wille zum Leben letztendlich stärker war.

Ich bin der Meinung, dass ein jeder das Recht haben sollten, sein Lebensende selbst zu bestimmen. Bei der Sterbebegleitung (Hilfe), wie sie von Dignitas durchgeführt wird, handelt es sich wohl nicht selten um Personen, welche diese Maßnahme nicht mehr selbstständig durchführen können.

Im Jahresbericht der Dignitas, aus dem Jahr 2004, wird beschrieben, welche Menschen mit welcher Erkrankung begleitet (andere benutzen das Wort getötet) worden sind.

http://www.dignitas.ch/Taetigkeitsberic ... 202004.pdf

Ich möchte dies nicht Kommentieren, macht euch eure eigenen Gedanken. Ich habe diesen Bericht sehr aufmerksam gelesen. Junge Menschen waren häufig an Multiple Sklerose erkrankt. Die Beschreibungen sind relativ kurz und so läßt sich das Gesamtbild der Erkrankung meist nur vermuten. Allerdings hätte ich schon auf viele Beerdigungen gehen müssen, wenn alle Menschen mit diesen Beeinträchtigungen ihrem Leben ein Ende gesetzt hätten.

Gruß

Matti

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14 Mär 2007 11:04 #8 von klaro ✝
Matti schrieb am Ende des Beitrages:
Allerdings hätte ich schon auf viele Beerdigungen gehen müssen, wenn alle Menschen mit diesen Beeinträchtigungen ihrem Leben ein Ende gesetzt hätten.

Hätte es bei uns in der Schweiz das * Haus* schon vor 10 Jahren gegeben... dann gäbe es mich
HEUTE HIER und da unter euch, GANZ BESTIMMT, nicht mehr.
(schon dieser Gedanke allein, lässt mich grausam erschaudern)

Eben. Für mich ist das Thema auch ein heftiges Thema, wo ich mich schon sehr oft auseinandergesetzt habe. Auf so ein Thema, sagte ich Struppi im Chat, KANN ich nicht so schnell einfach einen Beitrag schreiben, das muss erst mal wieder richtig überlegt und die Gedankengänge vollzogen werden.

Daher Struppi, bitte etwas Geduld, dies Thema ist Extrem wichtig aber auch EXTREM massgebend. Dies muss alles wohl überdacht sein. Hier sind kaum pauschale Aussagen möglich.

Wenn ich mich mal imstand fühle, schreibe ich ausführlicher. Danke fürs Verständnis.
Apropos Sterbebegleitung kenn ich mich eben auch aus... daher, sind verschiedene Ansichtspunkte bei mir massgebend. Nicht so einfach, das in Worte zu fassen.
klaro 8)

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14 Mär 2007 12:08 #9 von matti
Hallo Klaro,

die interessante Frage bzw. die Antwort währe doch, ob z.B. eine Organsiation wie Dignitas dir vor 10 Jahren beim sterben "beigestanden" hätte? Aus heutiger Sicht währe dies dann wohl keine Sterbegleitung sondern Unterstützung beim (Selbst-) Mord.

Sehen wir uns ein anderes Beispiel eines Forenmitglieds an. Ein Mann, mitte 40, erhält vor einem Jahr die Diagnose über eine unheilbare, fortschreitenden Erkrankung. Sehr schnell verändert sich die Erkrankung zum schlechten, so dass dieser Mann mittlerweile auf einen Rollstuhl angewiesen ist und seinen Beruf nicht mehr nachgehen kann. Ein völlige Inkontinenz ist zudem eine Folge der Erkrankung. Verständlich das dieser Mann im Moment mehr "graue Anteile" in seinem Leben sieht. Immer von der Angst begleitet, es könne noch alles viel schlimmer kommen.

Rechtfertigt dies nun eine aktive Sterbehilfe?

Und ich glaube genau aus diesen Beispielen heraus wird dieses Thema so kritisch debatiert.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa ergibt, dass 74 Prozent der Deutschen finden, Ärzten solle es erlaubt sein, Schwerstkranken auf persönlichen Wunsch ein tödliches Mittel zu verabreichen. Lediglich 20 Prozent lehnten aktive Sterbehilfe ab, sechs Prozent haben keine Meinung.

Ein gutes Argument, könnte man meinen. Doch nun hat die Deutsche Hospizstiftung ebenfalls eine repräsentative Umfrage vorgelegt, die von dem Meinungsforschungsinstitut Emnid durchgeführt wurde. Und diese kommt zu anderen Ergebnissen. Ihr zufolge befürworten nur 35 Prozent der Deutschen aktive Sterbehilfe, 56 Prozent sprechen sich dagegen für palliative (also lindernde, nicht heilende) Medizin und Hospizarbeit (Sterbebegleitung) aus.

Die Deutsche Hospizstiftung hat für diese Differenz eine einfache Erklärung. In der Forsa-Umfrage sei den Befragten keine Alternative zur aktiven Sterbehilfe genannt worden. Dass diese von den Menschen selbst mitbedacht werde, ist nicht zu erwarten, denn die Möglichkeiten der palliativen Medizin, ist weithin unbekannt. Nur drei Prozent der Bevölkerung können mit dem Begriff Palliativmedizin etwas anfangen, den Terminus Hospiz können nur 20 Prozent richtig zuordnen.

Einem Bericht der "Zeit" ist folgendes zu entnehmen:

Vor kurzem hat der 72-jährige Generalsekretär des Schweizer Sterbehilfevereins Dignitas eine deutsche Zweigstelle eröffnet. Seither bietet Dignitas auch in Hannover seine umstrittenen Dienste an. Für einen Betrag ab 3000 Schweizer Franken erhält der Betroffene ein One-Way-Ticket in die Schweiz, eine tödliche, vom Arzt verschriebene Dosis Natrium-Pentobarbital (15 Gramm), etwas Betreuung. Die Wohnung zum Jenseits befindet sich in Zürich. Dort ist eine Kamera installiert, damit man den freiwilligen Akt filmen kann – zur juristischen Absicherung. Eigenhändig führt der Sterbewillige das Giftglas zum Mund.


Hier scheint es eine paralell Diskusion zu geben. Machen wir Sterbehilfe an der Vorgehensweise von Dignitas fest, oder diskutieren wir generell den Begriff Sterbehilfe?

Wir sehen, ein Thema mit vielen "heißen Eisen".

Gruß

Matti

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14 Mär 2007 14:26 #10 von Struppi
Hallo an alle!

Ich hatte mit dem o.g. Beitrag eine Diskussion über den (auch gesetzgeberischen) Verlauf der Sterbehilfe in Deutschland anregen wollen.


Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich keiner Konfession angehöre, mich aber durch die persönliche Erfahrung mit meiner damaligen schweren Krebserkrankung (ich war bereits als "präfinaler Patient" eingestuft) und meinem heutigen Engagement in der Hospizbewegung mit beiden "Wunsch-Richtungen" konfrontiert sehe - ich kann beide akzeptieren.

Ich sehe nur - wie Matti - das Problem, dass zu wenigen Menschen klar ist, dass wir heute in einem Hospiz in einem guten Umfeld sterben können, begleitet (im menschlichen Sinne) und unter Ausschöpfung medizinisch Sinnvoller Maßnahmen wie einer guten palliativen Schmerz- und Angsttherapie.

Außerdem möchte ich folgende Behauptung in den Raum stellen: Niemand kann im Vorfeld sagen, wie er bei einer Diagnose mit tödlichem Verlauf (oder einer schweren irreversiblen Behinderung) reagieren wird, wenn er/sie zu diesem Zeitpunkt bei bester Gesundheit ist. Auch das Erleben einer solchen Erkrankung im unmittelbaren Umfeld kann die Entscheidung betreffend des eigenen Lebens nur unwesentlich beeinflussen - ist dieser Zeitpunkt gekommen, korrigieren viele ihren Wunsch, ihr Leben aktiv zu beenden.

In Deutschland bedarf es noch hoher Aufklärung über die Alternativen zur aktiven Sterbehilfe bzw. dem "Sterbe-Tourismus" in die Nachbarländer Holland und Schweiz.

Mangels dieser Aufklärung über die Möglichkeit eines annähernd würdevollen Sterbens haben viele Menschen immer noch die erschreckenden Bilder von intensiver Gerätemedizin, einem ewig langen Dahinvegetieren oder der Abschiebung in ein Alters/Pflegeheim vor Augen. Dazu kommt in unserer leistungsbezogenen Gesellschaft die Angst, von anderen Menschen vollkommen abhängig zu werden.

Ich habe selbst Menschen beigestanden und bei ihrem Sterben begleitet, möchte aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich niemanden verurteilen möchte, der trotz aller hier in Deutschland vorhandenen Hilfsmöglichkeiten sein persönliches Würdeempfinden damit nicht in Einklang bringen kann und lieber einen Freitod wählt.

In der Hoffnung, hier möge sich eine rege Diskussion entwickeln

grüßt alle

Hannes

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