Hallo,
da ich mich auf dem Gebiet "Schmerz" nach fast 20 Jahren als Experte (oh, schon wieder dieses Wörtchen
) betrachte, beglücke ich euch mal mit dem, was ich so über die Jahre mitgenommen habe.
Das "Schmerzgedächtnis" existiert, dies entsteht allerdings meist erst über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten mit konstanten Schmerzen, z.B. verschleppte oder unzureichend therapierte Bandscheibenprobleme o.ä. Es ist höchst selten, dass ein Schmerz nach einem aktuen Ereignis chronifiziert (selten, nicht unmöglich!). Diese chronischen Schmerzen treten häufig dort auf, wo Nerven beteiligt sind, so z.B. sehr oft im Rücken oder bei Zahn- oder Gesichtsschmerzen (Trigeminus).
Entgegen der langläufigen Meinung (und unbegründeter Furcht vor Abhängigkeit) hat das Opiat gute Erfolge bei der Therapie von Langzeit- als auch Akutschmerzen. Es gibt bei einem tatsächlich bestehenden Schmerzereignis (egal, ob akut oder chronifiziert) weder die Gefahr von Abhängigkeit noch Bewußtseinseintrübung (Retard-Medikamente). Auch aktuer Schmerz wird heute oftmals mit hochdosierten Opiaten behandelt, z.B. um eine Chronifizierung des Schmerzes zu verhindern, so wird z.B. auch unter Vollnarkose oftmals ein Körperteil nochmals lokal anästhesiert. Die moderne Schmerztherapie geht zudem immer häufiger dazu über, wenn erforderlich die nötigen Dosen (auch hochdosiert) Opiate der Stufe III zu verordnen.
Dass Opiate allerdings in der Lage sind, das Schmerzgedächtnis zu löschen habe ich bislang noch nicht gehört, möchte dies aber nicht verneinen. Bei mir persönlich (aktue Tumorschmerzen sowie chronifizierte Schmerzen) hat dies trotz hoher Gaben von Opiaten (Moprihin u. Morphin-Derivate) bislang nicht funktioniert, ich führe aber trotz allem ein sehr erfülltes und vor allem ertragbares Leben, welches ich ohne diese Medikation vermutlich nicht führen würde.
Grüße
Hannes