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Behinderung als abschreckendes Beispiel?

18 Jun 2016 09:04 #11 von Maulwurf
Hallo,

Weil ich gerade auf folgenden Text gestoßen bin:

www.sueddeutsche.de/kultur/proteste-gege...in-vorbild-1.3035515

Erstmal ist natürlich klar, dass man das Buch wohl verfälscht und somit die Einwilligung des Autors einholen sollte.

Unabhängig davon, geht das in die Richtung, die ich meinte.
Warum muss jeder Behinderte Vorbild sein, aktiv und lebensfroh?
Warum steht es mir, lt. Der Verbände, nicht zu, mit meinem Leben und Schicksal zu hadern?
Warum sollte in einem Film nicht die düstere Seite einer Behinderung gezeigt werden? Wieso nicht ein Film über einen behinderten, der mit seinem Schicksal nicht klar kommt.

Nochmal, das Thema Mit dem Autor mal außen vorgelassen.
Ich störe mich daran, dass so ein Film (den ich noch nicht gesehen habe) anscheinend und nach meinem Verständnis per se verurteilenswert ist.

Gruß Maulwurf

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19 Jun 2016 11:04 - 19 Jun 2016 11:07 #12 von matti
Hallo Maulwurf,

dieser Film zeigt die Geschichte eine Mannes, der mit seiner Behinderung nicht "klar" kommt. Es gibt nämlich kein Happy End!

Wer diesen Film oder das Buch sehen bzw. lesen möchte, sollte sich diesen Spoiler über die Handlung nicht durchlesen:

Warnung: Spoiler! [ Zum Anzeigen klicken ]



Meine Meinung zum Film:

Der Film zeigt eine Romanze, ist ein Liebesfilm! (eben "Ein ganzes halbes Jahr" lang). Er zeigt sehr deutlich welches Lebensglück möglich ist und dies mit einer Behinderung.
Die Kritik beruhrt darauf, dass viele Menschen mit Behinderung der Auffassung waren, der Film sage aus, dass behinderte Menschen eine Last für Familie und Freunde seien und für sie der Tod die einfachere Lösung sei. Ferner solle Suizid befürwortet werden, damit die Hinterbliebenen ihr Leben „in vollen Zügen“ ausleben können.

Gerade vor dem Hintergrund der Euthanasie Geschichte in Deutschland, darf man dies schon einmal kritisch hinterfragen und/ oder seinen unmut bekunden.

Gruß

Matti

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19 Jun 2016 19:47 #13 von Maulwurf
Hallo Matti,

Genau das meine ich, warum muss der Film ein happy end haben? Ich finde es gut, dass auch so etwas mal gezeigt wird. Und ich verstehe die Kritik der Behindertenverbände daran nicht. Genauso wenig wie den Hinweis, das sei kein Vorbild. Muss jeder behinderte Vorbild sein?

Gruß Maulwurf

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19 Jun 2016 21:16 - 19 Jun 2016 21:47 #14 von matti
Nun Maulwurf,

du bist ganz sicher auch ein Vorbild. Ich weiß nur nicht, ob du dir dessen bewußt bist. Wenn ich mir deine Aussagen durchlese, dass du deine Behinderung als abschreckendes Beispiel deinen Sohn präsentierst, oha. Eltern sollten positives Vorbild sein und nicht abschreckendes Beispiel.

Wenn man sich stets als bemitleidenswertes "Häufchen Elend" sieht und präsentiert, ja sogar vehement darauf besteht auch als solches wahrgenommen zu werden, gibt man auch ein Bild ab.

90 Prozent des Wissens über Behinderte entnehmen Nichtbehinderte aus den Medien. Der Kulturbetrieb hat einen großen Einfluss darauf, wie Menschen mit Behinderung von Fremden in ihrem Alltag behandelt werden.

Die Rolle des armen und bemitleidenswerten Menschen mit Behinderung zeigen die Medien gerne. Ja, es werden auch vermeintliche Superhelden (die sich fast immer aber selbst gar nicht so sehen) gezeigt, die trotz (eigentlich müsste es mit heißen) Behinderung ganz erstaunliche Dinge vollbringen. Beides weckt die Sensationsgier, wie einst in so manchen Kuriositätenkabinett.

Diese Opferrolle, in der du dich offenbar selbst siehst, ist den meisten Menschen mit Behinderung die ich kenne, zuwider und zwar zutiefst. Ganz sicher hat aber auch mein Umfeld und meine eigene positive Einstellung zu meinem Leben etwas damit zu tun, dass ich sagen kann:

Mein Leben ist wunderschön! Meine Behinderung ist Teil meines Lebens, doch ich lasse mich durch diese nicht bestimmen.

Ich verstehe ganz ehrlich nicht was du möchtest. Ein Bild von Behinderten, dass überwiegend die mitunter schwierigen Lebensituationen zeigt? Die Not und Elend darstellt und ein Leben mit Behinderung als nicht lebenswert darstellt? So leben wir überwiegend doch gar nicht.

Nein, es zwingt dich niemand "Superheld" oder Vorbild zu sein. Aber ich lasse mir von destruktiven Menschen wie dir, ganz sicher auch nicht meine Lebensfreude nehmen.

Matti

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19 Jun 2016 22:43 #15 von Maulwurf
Hallo Matti,

Schade dass du jetzt persönlich wirst.
Das letzte was ich will, ist irgend jemand seine Lebensfreude zu nehmen. Ich habe mir auch noch mal meine gesamten Beiträge angeguckt, und ich weiß nicht wie du darauf kommst. Ich habe lediglich davon gesprochen, dass ich die scharfe Kritik von Behindertenverbände an diesen Film und eben auch an den Bildern von Zigarettenpackung nicht verstehe. Und habe versucht klarzumachen, dass für mich die Behinderung das schlimmste ist und dass sie mein Leben zerstört hat. Mein Beruf, meine Hobbys, meine Familie, einfach alles.

Ich freue mich für jeden, der damit gut zurecht kommt und auf dessen Umfeld das mitträgt.

Ich wollte lediglich sagen, dass eben nicht jedem so geht.

Maulwurf

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19 Jun 2016 23:45 - 19 Jun 2016 23:50 #16 von matti
Lieber Maulwurf,

persönlich wollte ich nicht werden und bin es wohl doch ganz offensichtlich. Dafür entschuldige ich mich bei dir.

Vielleicht hälst du mir einen Spiegel vor, den ich schon vor vielen Jahren von der Wand abgehängt habe. Dein Leben hat sich ja vor noch nicht so langer Zeit verändert. Ich gebe zu, ich habe auch länger gebraucht um meine heutige Lebenseinstellung zu gewinnen.

Ich war nach meiner Diagnose depressiv. Als die Erwerbsunfähigkeit fast unumgänglich wurde, weil ich durch die Berentung vor allem zunächst meine Exitsnez sichern musste, fiel ich erneut in ein tiefes Loch.

Ich habe psychologische Hilfe gesucht, leider aber nicht immer gefunden. Eine Psychologin begrüßte mich doch bereits im ersten Gespräch mit den Worten "Sie wüsste nicht, ob sie so leben wollte". Ich habe ihr allerdings direkt darauf geantwortet, dass sie sich selbst einmal psychologische Hilfe holen solle und ihren Beruf offensichtlich verfehlt habe. Dies wird nicht jeder antworten können.

Von Anfang an habe ich Hilfe in der Selbsthilfe gesucht und gefunden. Dort waren Menschen die meine neue Lebenssituation bereits vor Jahren durchlebt hatten. Manche waren verzweifelt, aber die Mehrheit hat ihr neues Leben angenommen. Natürlich läuft das Leben nach Unfall oder Krankheitsdiagnose anders als geplant. Dies musste ich auch erst lernen und verinnerlichen. Dies war und ist mitunter noch immer ein Kampf, benötigt viel Kraft und ja, auch manchmal verzweifel ich auch. Ich frage mich dann aber zumeist, ob ich ohne meine Krankheit und Behinderung nicht auch an Stellen im Leben hätte kämpfen müssen, ob ich nicht auch einmal voll auf die Schnauze geflogen wäre.

Heute verfüge ich über große Kräfte, habe mein Leben angenommen. Ich versuche anderen Menschen einen Weg aufzuzeigen (nicht vorzugeben), wie sie mit (nicht trotz) Krankheit und Behindeurng ein glückliches und erfülltes Leben führen können.
Den Vorteil als Betroffener sehe ich darin, dass Andere wenig erklären müssen, weil die eigene Erfahrung nachvollziehen lässt. Dies hatte ich aber ein wenig in den Antworten an dich aus den Augen verloren.

Meine Lösung war die Stärkung des Selbst-Wert-Gefühls. Ich war nicht einfach eine Person die versorgt werden musste oder dauernd auf Hilfe angewiesen war und Kosten verursachte. Nein, ich verfüge über Fähigkeiten, die ich teilweise erst nach und mitunter auch durch meine Behinderung erworben oder gefestigt habe. Ich musste selbst lernen, wie wertvoll mein Leben ist. Erst dann konnte ich beginnen dies anderen Menschen zu vermitteln.

Heute bin ich aktiv und habe viele Pläne für die Zukunft. Mein Leben ist reich und voller spannender Begegnungen und Erlebnisse. Doch der Weg hierher war alles andere als leicht und erfordert täglich diszipliniertes, kontinuierliches Arbeiten an mir selbst. Niemand kann mir das abnehmen, die Arbeit wird nie aufhören und immer wieder stoße ich an meine körperlichen und psychischen Grenzen. Aber es lohnt sich: Denn es ist mein Leben.

Gruß

Matti

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20 Aug 2016 22:34 #17 von Maulwurf
Hallo Matti,

lange hat es gedauert, aber ich möchte noch mal antworten.

Ich denke übrigens einfach um die persönlichen Erfahrungen Die jemand mit seiner Behinderung gemacht hat.

an dieser Stelle möchte ich einfach noch mal meine Geschichte schildern:

ich war jung, hatte eine wunderschöne Frau, einen Sohn, war in der Planung eines zweiten Kindes, ich war im Talentförderungsprogramm eines multinationalen großen Unternehmen, ich hatte Karriere gemacht und ich hatte die Aussicht auf noch mehr Karriere, national, international, wie auch immer.

Dann war ich auf dem Weg zu diesem Projekt, hier in der Nachbarschaft. Anschein stand am Stauende. Anscheinend ist mir ein Lkw ungebremst Reingefahren.
Anscheinend bin ich dem Tod nur knapp entronnen. Anscheinend bin ich auch einer schweren, geistigen Behinderung nur schwer entronnen. Und anscheinend, bin ich sogar auch einer viel schwereren, körperlichen Behinderung nur knapp entronnen.
Hatte ich also Glück?
Wenn ich mein Leben betrachte, nein ich hatte Pech. Pech, dass man mich nicht einfach hat liegen lassen

und dabei hatte ich noch Glück. Funktionsmäßig ist vielmehr wiedergekommen als man es vermutet hätte. Ich kann in der Therapie widerstehen und einige Schritte laufen. Ich brauche keine 24 Stunden Betreuung ich bin nicht geistig behindert und mein Geist ist voll da. Mein Arbeitgeber hat mich unterstützt, meine Frau hat mich nicht verlassen (bisher) und mein Sohn ist ein Prachtkerl geworden.

Finanziell geht es mir gut, da es jemand anders war und mein Arbeitgeber mich unterstützt und es auch noch ein Berufsunfall war (also die Berufsgenossenschaft für mich da ist).

An dieser Stelle denken viele von euch wahrscheinlich, Mensch, hat der es gut.

Das schlimmste was mir dieser Unfall aber angetan hat, sind die Depressionen. Am Anfang ging es mir noch gut, ich habe versucht das Beste daraus machen. Irgendwann, noch im Krankenhaus, habe ich festgestellt, es ändert sich doch etwas. Freundschaften, von denen ich früher gedacht habe, dass meine Freunde, haben sich distanziert. Obwohl ich wochenlang, monatelang versucht habe das aufrecht zu erhalten. Meine Frau, die immer noch bei mir ist, hat mir mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass das nicht das Leben ist, welche sie sich vorgestellt hat. O. k., verstehe ich. Ich hätte sie wahrscheinlich schon längst verlassen. Sie sagten auch immer wieder, dass ihr der Sex fehlt. Verstehe ich auch, wie gesagt, ich hätte sie schon längst verlassen.

Was bleibt mir? Dass ich wieder arbeiten kann, meinen Kollegen immer noch geistig überlegen bin, diese das aber nicht Akzeptieren, weil ich im Rollstuhl sitze? das ich mich jeden Samstagabend schwer betrinken kann, weil das die Einzigsstunden sind, in denen ich mich nicht total abartig fühle?

Das ich festgestellt habe, dass es 2-3 Leute gibt, die bessere Freunde sind, als ich es gedacht hätte?

Dass ich mich nicht mehr gehetzt fühle, so wie vorher, in den Tagen, in denen ich etwas hinterher gehätschelt bin, was es nie zu erreichen gab?

Nein, das alles hilft mir nicht.

Ich habe bisher nur Behinderte kennengelernt, die mit ihrer Situation gut fertig werden. Das freut mich. Das freut mich wirklich. Weil ich inzwischen anderen Menschen ihr Glück gönne. Was ich früher nicht konnte. Das macht mein Leben leider nicht besser, meine Situation auch nicht.

Warum schreibe ich das? Weil ich anderen Menschen Mut machen möchte, die kein superbehinderter sind. Die mit der Situation nicht nach 2-5 Jahren gut klarkommen. Die einfach sagen, diese Situation ist scheiß. Ich möchte denen nur sagen: Ihr seid nicht allein. Aber vielleicht schafft ihr es. Vielleicht schaffe ich es?

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21 Aug 2016 00:12 - 21 Aug 2016 00:32 #18 von matti
Hallo Maulwurf,

ich denke die Schwierigkeiten in deinem Leben liegen vor allem in deiner Sichtweise. Da gibt es schwarz oder weiß, hopp oder top, Sieg oder Niederlage.

Nun, deine Karriereplanung scheint futsch. Warum eigentlich? Gibt es den keine Alternativen? Dein Plan war offensichtlich immer in Bewegung, immer auf der Jagd sein, dich selbst und dein Leben verändern, immerzu, wie der Juppie, der nie stehenbleibt, nie zufrieden ist mit sich und dem, was er hat, der immer rennt, bis er tot umfällt (mit ner Rolex am durchtrainierten Arm), weil er eben mit dem Hier und Jetzt nie im Reinen ist.

Du rennst offensichtlich immer noch, denn mit dem Hier und Jetzt haderst du ja nach wie vor. Dein Konflikt liegt zwischen deiner Akzeptanz und deinen Zielen, mein Freund.

Akzeptieren bedeutet nicht alles toll finden müssen, wie es jetzt ist. Warst du den in deinem früheren Leben jeden Tag glücklich. Lief immer alles nach Plan?
Das Leben wandelt sich ohnehin. Ich denke, dies vergisst du manchmal. Was "klagst" du über den Verlust von Freunden? Kann es sein das es sich dabei gar nicht um Freunde gehandelt hat? Du schreibst immer einmal wieder etwas von den Superbehinderten. Du scheinst aber den Supermann als inneres Ziel definiert zu haben. Der muss Karriere machen, Geld verdienen und mit 43 seinen ersten Herzinfarkt bekommen. Du definierst dich offensichtlich nur über diese Ziele und genau dies macht dir dein heutiges Leben so schwer.

Stetige Karriere, schöne Frau, Kind, Geld, Haus und Statussymbole. Ohne dies kann der Mensch schließlich kein Glück erlangen?
Dann schau einmal in die Augen eines Kindes, deines Kindes. Glück definiert sich nicht durch Status und Karriere.

Wir können uns am besten selbst lieben und am besten für uns selbst sorgen, wenn wir uns akzeptieren und sehen, welche Bedürfnisse gerade nicht erfüllt sind, die wir aber durch einen anderen Umgang mit uns oder durch ein anderes Handeln besser erfüllen können. Einen tollen Familienabend am Samstag gestalten, ist sicher für alle Beteiligten wertvoller, als sich Samstagabends die Birne voll zu saufen, weil das Selbstmitleid ertränkt werden muss.

"Meine Frau hat mich wegen meiner Behinderung verlassen". Habe ich hundertfach gehört!
Bei näherer Betrachtung lag dies aber zumeist gar nicht an der eingetretenen Behinderung und deren Folgen, sondern vielmehr daran, dass der Mensch mit Behinderung zum ewig klagenden Elend mutiert, seinen Kummer in Alkohol ertränkt, mitunter ein richtiges Ekel geworden ist. Die Persönlichkeit hat sich negativ verändert und der Letzte dem dies auffällt ist der Mensch mit Behinderung selbst. Dann sind aber schon alle "Lieben" um uns herum davongelaufen.

Dein Streben nach Anerkennung macht dich krank. Wie willst du von anderen in deinem jetzigen Leben mit Behinderung Akzeptanz finden, wenn du dich selbst nicht akzeptiert, dich auf deinen "bedauernswerten Zustand" reduzierst?

Du glaubst aufgrund deiner Behinderung nicht gut genug zu sein, für den Beruf, deine Frau, wahrscheinlich nicht einmal für dich selbst. Und du erwartest Akzeptanz von Anderen?
Hättest du jemals so viel Zeit mit deinem Kind verbringen können wie jetzt? Dein Kind so aufwachsen sehen wie jetzt?
Hättest du dich von falschen Freunden getrennt, oder sie sich von dir? Hättest du die Chance gehabt zu erkennen wer wirklich in Not da ist?

Wahres Wachstum hat wenig mit deinem äußeren Erscheinungsbild zu tun. Statt immer größeren Zielen nachzurennen, können wir uns auch in den Dienst von Prinzipien stellen. Wenn Dein Ziel ist, deiner Familie Liebe zu geben oder beispielsweise hier Menschen zu helfen, spielt es keine Rolle, ob das Leben Dir gerade Sekt oder Selters einschenkt.
Dadurch löst Du Dich von der Identifikation mit äußeren Geschehnissen: Du bist nicht Dein Job, nicht Dein Einkommen, nicht Dein Status, nicht Deine Trophäen, nicht Deine Beliebtheit.

Du bist ein wertvoller Mensch und daran ändert dein Rollstuhl gar nichts. Du musst nur den Wert erkennen! Es gibt Werte die nie Verfallen.

Grüße

Matti
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21 Aug 2016 00:53 #19 von Maulwurf
Hallo Matti,


Ich bedanke mich erst mal, dass du immer wieder antwortest. Das bedeutet mir viel.

Jetzt meine Frage: hast du es auch erlebt, dass Menschen die du gelieb hast, dich verlassen haben oder dass ihr signalisiert haben, dass du eine Belastung für sie bist.

Gib mir bitte einen Tipp, wie man damit umgeht.

Denn das macht mich fertig. Meiner Frau die Augen zu sehen, und zu sehen, dass sie eine Belastung für sie bin

Maulwurf
Folgende Benutzer bedankten sich: Günti

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21 Aug 2016 02:27 - 21 Aug 2016 11:15 #20 von matti
Nun Maulwurf,

die Frage ist ja nicht, ob dich deine Frau als Belastung sieht, sondern vielmehr ob du eine Belastung für sie (und wahrscheinlich eine Reihe weiterer Menschen) bist.

Hätte ich eine Partnerin, die von sich selbst sagt, sie würde es lieber hören das man sich in einer "beschissenen Situation" befinde, würde ich mich wenig wertgeschätzt fühlen.

Du schreibst an anderer Stelle:

Warum muss jeder Behinderte Vorbild sein, aktiv und lebensfroh?
Warum steht es mir, lt. Der Verbände, nicht zu, mit meinem Leben und Schicksal zu hadern?
Warum sollte in einem Film nicht die düstere Seite einer Behinderung gezeigt werden? Wieso nicht ein Film über einen behinderten, der mit seinem Schicksal nicht klar kommt.


Weil alle entgegengesetzten Einstellungen (hat nichts mit Behinderung, sondern mit Mensch sein zu tun) nicht zu einem Leben beitragen, die eine gute Partnerschaft benötigt. Wer möchte den bitte sein Leben mit einem Menschen verbringen, der in Selbstmitleid zerfließt und unerhört mit seinem Leben hadert. Der seinem Sohn vermittel was man doch für eine arme Sau sei und das Leben so unfair.

Dies ist doch mit großer Wahrscheinlichkeit die Belastung von der du eigentlich schreibst aber selbst gar nicht erkennst. Für dich entsteht die Belastung deiner Partnerin durch deinen Rollstuhl und/ oder Hilfebedarf.

Warum habt ihr keinen Sex? Sexualität ist doch mehr als Geschlechtsverkehr! Wann hast du deiner Frau das letzte Mal ein von Herzen kommendes Kompliment gemacht? Ihr ein paar Blumen geschenkt?
Wann hat dich deine Frau das letzte Mal als einen starken Mann (und dies kann man ganz sicher auch im Rollstuhl sitzend) erlebt?

Deine Frau hat täglich einem Zauderer vor sich, der jammert und sich beklagt wie schlecht die ganze Welt doch zu ihm sei. Der sich trübsinnig aufgegeben hat und keinerlei wert mehr für sich erkennen kann. Dies siehst du wahrscheinlich in den Augen deiner Frau, du spiegelst dich nur nicht darin.

Mein Tipp:

Zünde ein Feuerwerk an Komplimenten, sag ihr wie toll sie ist, so unglaublich und süß und intelligent, wie sie redet und aussieht und handelt und Rosenblüten kackt. Eine Heilige, eine Superheldin, das Kostbarste, was die Natur je hervorgebracht hat. Schätze sie als Frau und nicht als Pflegekraft mit der du verheiratet bist.

Sei einfach keine Belastung mehr, in dem du dich in deiner jetzigen Lebenssituation endlich akzeptierst. Sei Vorbild, aktiv und lebensfroh. Hadere nicht unentwegt mit deinem Schicksal, sondern nehme es an, lebe, liebe und trauere dann, wenn die Zeit es zulässt, aber nicht dauernd.

Stelle dir drei Fragen:

1. Frage: Was strahle ich aus?
2. Frage: Ist es das, was ich ausstrahlen möchte?
3. Frage: Welches Denken hat mich zu meiner Ausstrahlung geführt?

Natürlich haben mich Menschen in meinem Leben verlassen, ebenso wie ich mich von Menschen getrennt habe. Es wäre mir aber nicht bewusst, dass sich Menschen von mir trennten, weil ich eine Belastung aufgrund meiner Behinderung darstelle. Ich bin manchmal zu ehrlich, bekannt für ein klares Wort, frei und direkt heraus und damit kommt eben auch nicht jeder klar.
Sicher habe ich auch Fehler, Unarten, Vorstellungen und Ansprüche die nicht immer kompatibel für eine Beziehung sind.

Ich lasse mich nicht mehr verbiegen, was Kompromisbereitschaft aber nicht ausschließt.

Dein Problem ist nicht deine Behinderung oder dein Rollstuhl. Dein Problem ist deine Einstellung dem Leben gegenüber. Arbeitest du daran, nimmt die Belastung für andere gar wundersam und zwangsläufig ab.

Ein Mensch der sich und das Leben liebt, macht es viel einfacher auch geliebt zu werden.

Gruß

Matti
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